„Ein Glaubenssatz ist eine Idee, die man für wahr hält!“ – Robert Dilts
Es gibt viele Methoden zum Auflösen von einschränkenden Glaubenssätzen. Mit dem Museum der Glaubenssätze, Visual Squash oder auch dem New Belief Generator beinhaltet NLP kraftvolle Formate zur Veränderung hinderlicher Überzeugungen und zum Etablieren neuer förderlicher Überzeugungen.
In diesem Beitrag will ich dir die Sleight of Mouth (engl. „Taschenspielertricks“) nach Robert Dilts vorstellen. Sie sind eine unkonventionelle Art Glaubenssätze umzudrehen. Du kannst mit ihnen ziemlich viel Spaß dabei haben, deine eigenen Glaubenssätze auf den Kopf zu stellen und ihre Bedeutung zu hinterfragen. Die Patterns heißen so, weil sie nebenbei deine Schlagfertigkeit trainieren.
Was sind Glaubenssätze?
In einem anderen Beitrag, habe ich dir schonmal erklärt, was Glaubenssätze eigentlich sind, und dass es im Grunde einfach nur Ideen sind, die du für wahr hältst, weil sie sich so anfühlen.
Oft wissen wir schon ganz genau, dass wir uns eine Märchengeschichte erzählen, kommen aber trotzdem nicht raus und verharren weiter in unseren starren Mustern… Auf der logischen Ebene lassen sich Glaubenssätze nicht einfach so lösen. Sie sind da äußerst robust, gegen Versuche sie zu widerlegen. Sie sind auch manchmal einfach schwer zu identifizieren. „Die Erde ist eine Scheibe“ z. B. wurde lange Zeit für wahr gehalten, weil es dem Weltbild entsprach.
Wenn du was glaubst, dann kodierst du es in einer bestimmten Art und Weise. Jeder Mensch hat seine bestimmten Überzeugungsstrategien und Submodalitäten, in denen er die für ihn gültige Wahrheit kodiert. Robert Dilts hat die folgenden Arten von Glaubenssätzen mithilfe der Logischen Ebenen unterschieden:
Logische Ebene 4:
- Ursache: „Wenn…, dann…“, „Weil…“
- Bedeutung: „X bedeutet Y“
- Möglichkeiten/Grenzen: „Es ist nun mal so, dass …“, „Die Menschen/Das Leben …“
- Zielerwartung: Ist es möglich?
- Selbstwirksamkeitserwartung: Kann ich es tun?
Logische Ebene 5:
- Identität: Darf ich es tun?
- Bin ich so jemand?
- Bin ich es wert?
Wie lernen wir Glaubenssätze?
Wir lernen Glaubenssätze durch Wiederholung, Autoritäten (SEA) oder in Prägungssituationen (SEE). Außerdem werden Überzeugungen dadurch gelernt, dass wir etwas …
- Gesehen (andere haben es gemacht)
- gehört (andere haben es gesagt) oder
- selber erlebt (es ist uns geschehen) haben. Oft ist es eine Kombination von mehreren Faktoren.
Sleight of Mouth Pattern
Glaubenssätze sind sehr stabil gegenüber direktem Widerspruch („x stimmt nicht!“ – Antwort: „Doch!“) und werden stärker, je öfter sie verteidigt wurden.
Die Sleight of Mouth Sprachmuster arbeiten subtil und werden oft in Fragen eingebettet. Sie eignen sich insbesondere im Einsatz gegen semantische Fehlgeformtheiten, wie „wenn-dann“ (Ursache-Wirkung) und „…bedeutet…“ (Komplexe Äquivalenz) Glaubenssätze.
Sleight of Mouth Pattern erfordern einen stabilen Rapport, da sie ansonsten leicht als Provokation aufgefasst werden können.
Die 14 Sleight of Mouth Pattern wurden Anfang der 80er Jahre von Robert Dilts beschrieben. Sie sind das Ergebnis des Modellierens verbaler Strukturen von Platon, Sokrates, Jesus, Abraham Lincoln, Mohandas Gandhi, Clarence Darrow, Shakespeares Mark Anthony, Milton Erickson und Richard Bandler.
Dilts erkannte, dass diese Menschen bestimmte sehr effektive verbale Strukturen nutzten, um andere Menschen zu überzeugen und ihre Glaubenssätze und Glaubenssysteme zu beeinflussen. Der Begriff „Sleight of Mouth“ wurde von „Sleight of Hand“, was Fingerfertigkeit beim Kartenspiel bedeutet, abgeleitet.
Die 14 Sleight of Mouth Pattern von Robert Dilts
Robert Dilts differenziert die folgenden 14 Sleight of Mouth Patterns:
- Positive Absicht
- Umdefinition
- Konsequenz
- Chunk Down (Spezifizieren)
- Chunk Up (Verallgemeinern)
- Gegenbeispiel
- Analogie (Metapher)
- Selbstanwendung
- Outcome (anderes Ziel)
- Kriterienhierarchie
- Andere Rahmengröße, anderer Kontext
- Meta Frame (andere Wahrnehmungsposition)
- Modell der Welt
- Realitätsstrategie
Lass mich dir ein Beispiel geben und dir daran zeigen, wie du die Patterns nutzen kannst.
Beispiel: „Für Erfolg muss man viel arbeiten.“
- Positive Absicht
„Das heißt, du möchtest dich motivieren, Leistung zu erbringen und sicherstellen, dass du erfolgreich bist, aber vielleicht hält gerade dieser Glaubenssatz dich davon ab, schnelle Lösungen zu finden.“
→ Beim ersten Sleight of Mouth Pattern wird die positive Absicht hinter dem Glaubenssatz gefunden. Danach arbeitet man mit der positiven Absicht weiter.
Grundannahme: Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht.
- Umdefinition
„FürErfolg kann man auch viel arbeiten.“
→ Mindestens ein Wort wird durch ein anderes ersetzt, das etwas Ähnliches bedeutet, wodurch der Satz(teil) eine andere Bedeutung erhält.
- Konsequenz
„Wer viel arbeitet, hat meist keine Zeit intelligent zu arbeiten und wird damit immer weiter viel arbeiten müssen.“
→ Der Glaubenssatz wird herausgefordert, indem die positive oder negative Konsequenz der Aussage oder die durch sie erfolgte Verallgemeinerung formuliert wird.
- Chunk Down (Spezifizierung)
„Was genau bedeutet (für dich) viel arbeiten‘? Wie genau hängt viel zu arbeiten mitErfolg zusammen?“
→ Spezifizierung. Was genau ist es? Die Verallgemeinerung durch den Glaubenssatz wird aufgelöst.
- Chunk Up (Verallgemeinerung)
„Woher weißt du, dass jeder derErfolg hat, auch viel gearbeitet hat? Du meinst, alle Menschen, dieErfolg haben, zeigen damit, dass sie viel gearbeitet haben!“
→ Verallgemeinerung des Glaubenssatzes. Die Beziehung der Glaubenssatzteile wird aufgelöst.
- Analogie (Metapher, Chunk Sideways)
„Im Tai-Chi geht man davon aus, dass man nicht durch viel Arbeit zum Ziel kommt, sondern mit Aufmerksamkeit und Leichtigkeit.“
→ Metaphern sind Geschichten, in denen die Beziehung zwischen den Elementen verändert wird, sodass die Beziehung neu wahrgenommen werden kann.
- Gegenbeispiel
„Müssen alle Menschen viel arbeiten, umErfolg zu haben? Kennst du jemanden, der schon mal wenig gearbeitet hat und trotzdem erfolgreich war? Hast du schon einmal irgendwannErfolg gehabt ohne viel zu arbeiten?“
→ Zum Glaubenssatz wird ein Gegenbeispiel, eine Ausnahme der Regel formuliert.
- Selbstanwendung
„Einige Menschen haben sicher viel Arbeit investiert, diese Überzeugungen in der Welt zu verbreiten.“
→ Es wird eine neue Aussage formuliert, bei der die im ursprünglichen Glaubenssatz genannten Kriterien auf den Glaubenssatz selbst angewendet werden. War die Aussage abwertend, wird der Glaubenssatz selbst abgewertet, war sie positiv, wird er positiv verstärkt.
- Outcome
„Geht es wirklich darum, ob du viel arbeitest oder vielErfolg hast, oder vielleicht eher darum, was für ein Leben du leben möchtest?“
→ Die Ausrichtung erfolgt auf ein anderes lohnenderes Ziel. Hier formuliert man ein relevantes Ziel oder eine andere lohnende Möglichkeit.
- Kriterienhierarchie
„Erfolg mag wichtig sein, aber sind nicht andere Dinge wichtiger, wie Gesundheit oder mehr Zeit für die Menschen zu haben, die dir wichtig sind?“
→ Die Aussage wird auf einen höheren Wert hin verändert. Damit erhält der ursprüngliche Glaubenssatz eine geringere Bedeutung.
- Andere Rahmengröße, anderer Kontext
„Viel Arbeit führt langfristig betrachtet manchmal zu mehrErfolg und oft zu weniger Gesundheit. Wenn du am Ende deines Lebens stehst, wirst du dann zurückblicken und froh sein, dass du viel gearbeitet hast, um erfolgreich zu sein? Und was würde deine Familie über dich sagen?“
→ Das Umfeld oder/und den Rahmen, in dem die Aussage steht, der Zeitrahmen, die Anzahl von Menschen oder die Perspektive werden verändert.
- Modell der Welt
„Ist dir schon einmal aufgefallen, welchen hohen Wert die unsere Gesellschaft dem zuschreibt, viel zu arbeiten? In anderen Kulturkreisen zählen andere Werte und die leben zum Teil wesentlich glücklicher als wir.“
→ Die Aussage wird aus Sicht eines anderen Weltmodells relativiert. Der ursprüngliche Glaubenssatz wird aus einem anderen Modell der Welt heraus neu interpretiert. Das bedeutet: Man findet ein Modell der Welt, in welchem die Beziehung zwischen den genannten Elementen (X und Y) anders gesehen wird.
- Meta Frame (Überzeugung über eine Überzeugung)
„Vielleicht glaubst du das nur, weil du bisher immer viel gearbeitet hast und du noch nicht wusstest, wie du auch anders zuErfolg kommen kannst. Vielleicht ist es nur eine Gewohnheit fürErfolg viel zu arbeiten und Gewohnheiten geben ja auch Sicherheit?“
→ Der ursprüngliche Glaubenssatz wird in einer neuen Aussage in einen Zusammenhang mit dem momentanen, persönlichen Prozess oder Erleben gebracht, es wird ein Glaubenssatz über den ursprünglichen Glaubenssatz aufgebaut.
- Realitätsstrategie
„Wie kommst du zu dieser Annahme? Woher weißt du das? Was macht dich so sicher, dass man fürErfolg viel arbeiten muss? Kommt dieser Satz von jemandem, der ein schönes Leben gelebt hat?“
→ Die Herkunft des Glaubenssatzes wird hinterfragt und die Quelle angezweifelt.
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