In Konfliktsituationen neigen wir dazu, das Verhalten anderer zu bewerten und zu verurteilen. Als Coach und Trainerin habe ich jedoch festgestellt, dass nur wenige Menschen sich ausreichend Zeit nehmen, um sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen. In diesem Beitrag geht es um das wirkungsvolle NLP-Format 123-Meta.
„Urteile nicht über andere. Jeder Mensch hat einen Weg hinter sich, von dem du nicht weißt, ob du ihn hättest gehen können.“
Die NLP-Grundannahmen
„Die Landkarte ist nicht die Landschaft.“
In einem vorherigen Beitrag habe ich die Grundannahmen des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) beschrieben, darunter auch die Aussage „Die Landkarte ist nicht die Landschaft“. Diese Grundannahme verdeutlicht, dass jeder Mensch die Realität auf seine eigene individuelle Weise wahrnimmt und es daher keine einzige Wahrheit gibt.
Wenn du gerade in einem Konflikt mit jemandem stehst – sei es mit deinem Partner, deinen Eltern, einem Arbeitskollegen oder einem Freund – kann es hilfreich sein, ein paar Schritte in dessen Schuhen zu gehen. Oft richten wir unseren Groll gegen andere, aber letztendlich schadet es uns selbst, wenn wir negative Gefühle wie Wut, Enttäuschung oder Traurigkeit in uns tragen.
Das Format 123-Meta kann dabei helfen, besser mit zwischenmenschlichen Konflikten umzugehen und bestehende Konflikte zu lösen. Es ermöglicht dir, dich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, wie sie sich fühlen könnten. Du kannst diese Methode sogar anwenden, ohne dass die andere Person anwesend sein muss.
Vielleicht hilft dir diese einfache Methode dabei, den ersten Schritt zu machen und ein klärendes Gespräch mit deinem Konfliktpartner zu suchen. Durch die Fähigkeit, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, kannst du deinen Blickwinkel erweitern und Konflikte lösen, indem du deine eigene Landkarte der Realität anpasst.
Die Grundlagen von 123-Meta: Sieben Basiselemente für eine effektive Konfliktlösung
Im Neurolinguistischen Programmieren gibt es verschiedene Basistechniken, die auch im NLP-Format 123-Meta genutzt werden:
- Wahrnehmungspositionen: Du nimmst die Situation aus der Perspektive des anderen und eines neutralen Beobachters wahr, um einen neuen Blickwinkel zu erhalten.
- Neutraler Beobachter: Diese Position gibt dir Raum für neue Lösungswege und Erkenntnisse.
- Assoziation & Dissoziation: Du erlebst die Situation sowohl assoziiert als auch dissoziiert, um sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können.

123-Meta: Sieben Schritte zu mehr Verständnis und Lösungen in zwischenmenschlichen Konflikten
Der Ablauf des Formats 123-Meta besteht aus sieben Schritten, die du nacheinander durchläufst. Du kannst auch vier Zettel für die unterschiedlichen Positionen auf dem Boden auslegen, um sie als Anker zu nutzen:
- Beschreibe im ersten Schritt die Situation oder den Konflikt, dissoziiert aus einer Meta-Position. Welche herausfordernde Situation mit welchem Menschen willst du heute betrachten und verändern?
- Ich-Perspektive: Erlebe diese Situation dann assoziiert aus der 1. Wahrnehmungsposition (aus deiner eigenen Sicht). Was denkst, sagst, fühlst, hörst du usw. in dieser Situation und über dein Gegenüber?
- Erlebe diese Situation dann assoziiert aus der 2. Wahrnehmungsposition (aus der Position deines Gegenübers). Was denkt, sagt, fühlt und hört die andere Person? Welche Intention hat er/sie? Welche ist die positive Absicht hinter dem Verhalten? Wie fühlen sich die „Schuhe“ des anderen an? Sind sie bequem? Wo drückt es? Öffne dein Herz, um nachzuempfinden, was diesen Menschen in dieser Situation bewegt.
- Beobachter: Erlebe die Situation assoziiert aus der 3. Wahrnehmungsposition heraus. Das ist die Rolle eines neutralen, wohlwollenden Beobachters. Was nimmt dieser wohlwollende, unbeteiligte Beobachter über die Situation wahr?
- Meta-Position: Begib dich anschließend auf die Meta-Position (dissoziiert) und finde Ressourcen für Position 1 & 2. Was brauchen die Positionen 1 & 2 zur Konfliktlösung? Welche Ressourcen wären hilfreich? Sende dann diese Ressourcen an beide Positionen.
- Ressourcen: Nimm die Ressourcen assoziiert nacheinander in den Positionen 1 & 2 an. Was verändert sich in der jeweiligen Wahrnehmungsposition?
- Meta-Position: Begib dich zuletzt noch einmal in die Meta-Position (dissoziiert). Wie geht es dir jetzt mit dem bisherigen Konfliktpartner? Was wird passieren, wenn du diesen Menschen das nächste Mal triffst?
Das NLP-Format 123-Meta umfasst sieben Schritte, um zwischenmenschliche Konflikte besser zu verstehen und zu lösen. Zunächst beschreibst du die Situation oder den Konflikt aus einer Meta-Position, gefolgt von der Ich-Perspektive und der Wahrnehmungsposition deines Gegenübers. Anschließend nimmst du die Rolle eines neutralen Beobachters ein. Danach kehrst du zur Meta-Position zurück, um Ressourcen für Position 1 & 2 zu finden und an beide zu senden. In den letzten Schritten nimmst du die Ressourcen in den entsprechenden Wahrnehmungspositionen an und kehrst schließlich noch einmal in die Meta-Position zurück, um zu reflektieren, wie es dir jetzt mit dem Konfliktpartner geht.
Es kann etwas Übung erfordern, um deinen eigenen Standpunkt zu verlassen und dich auf eine andere Perspektive einzulassen. Aber die Erfahrungen, die du mit diesem NLP-Format machst, können dir auch ein großes Geschenk bringen.
Du kannst lernen, mitfühlender mit anderen Menschen umzugehen und dich von voreiligen Beurteilungen zu lösen. Denn letztendlich folgt jede Handlung dem Wunsch, Bedürfnisse zu erfüllen. Und im NLP gehen wir davon aus, dass jeder Verhaltensweise eine positive Absicht zugrunde liegt.
NLP-Praxisabende
Du willst deine NLP-Fähigkeiten verbessern & gemeinsam mit begeisterten Menschen lernen? Du suchst nach einem einfachen (Wieder-) Einstieg ins NLP? Dann sind die praxisorientierten Online-Übungsabende richtig für dich!

123 Meta mit den 4 Schritten der Gewaltfreien Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Methode der zwischenmenschlichen Kommunikation, die von Marshall Rosenberg in den 1960er Jahren entwickelt wurde. Ziel der GFK ist es, eine Kommunikation auf Augenhöhe zu ermöglichen, in der Empathie und Verständnis für die Bedürfnisse aller Beteiligten im Vordergrund stehen.
Die GFK basiert auf vier Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. In der Beobachtung wird eine konkrete Handlung oder Situation beschrieben, ohne diese zu bewerten oder zu interpretieren. Im Schritt Gefühl geht es darum, die eigenen Gefühle in Bezug auf die beschriebene Situation auszudrücken. Im Bedürfnis-Schritt werden die eigenen Bedürfnisse und Wünsche benannt. Und schließlich wird in der Bitte konkret darum gebeten, was man sich wünscht oder benötigt, um das eigene Bedürfnis zu erfüllen.
Die GFK soll dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden oder zu lösen, Beziehungen zu verbessern und eine empathische und wertschätzende Kommunikation zu ermöglichen. Die Methode wird in verschiedenen Bereichen wie Coaching, Therapie, Mediation und auch im Alltag angewendet.
Indem du das Format 123-Meta mit den Schritten der Gewaltfreien Kommunikation erweiterst, kannst du lernen, deine zwischenmenschliche Kommunikation noch mitfühlender und friedvoller zu gestalten. Du kannst die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation in den Positionen 1 & 2 für deine eigene Perspektive und die deines Gegenübers einsetzen, indem du dich fragst: Was ist passiert? Was fühle ich? Was brauche ich? Was möchte ich konkret bitten?
Das erweiterte Format 123-Meta kann in verschiedenen Situationen angewendet werden, wie z.B. in beruflichen Verhandlungen, bei inneren und äußeren Konflikten, in Entscheidungssituationen oder bei Situationen mit Familie und Freunden. Welche weiteren Kontexte fallen dir ein, in denen du 123-Meta einsetzen kannst?
Das NLP-Glossar
Wenn du gerade dabei bist, dich mit NLP vertraut zu machen oder neu im Thema bist, empfehle ich dir das NLP-Glossar, um die wichtigen Begriffe zu verstehen.
Das Wechseln zwischen verschiedenen Positionen wird auch in vielen anderen NLP-Formaten genutzt, um neue Perspektiven zu erhalten und Blockaden aufzulösen. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen möchtest, empfehle ich dir, dich mit den Grundlagen des Neurolinguistischen Programmierens vertraut zu machen und verschiedene NLP-Formate auszuprobieren, um zu sehen, welche für dich am besten funktioniere